Neubau für Kindergarten "Kleine Wolke"

Der Gemeinderat Zell stimmte mit großer Mehrheit für ein Sieben-Millionen-Euro-Projekt, das die Kinderbetreuung in Unterharmersbach nachhaltig sicherstellen soll.

Am Ende war das Abstimmungsergebnis eindeutig: Der Gemeinderat Zell sprach sich am Montag im Rahmen einer Sondersitzung zusammen mit dem Ortschaftsrat Unterharmersbach dafür aus, am Standort nahe des Rathauses einen nagelneuen Kindergarten zu bauen. Damit war auch die Variante „Sanierung und Erweiterung“ vom Tisch. Das Neubauprojekt, das auch die Erweiterung der „Kleine Wolke“ auf sechs Gruppen vorsieht, kostet nach ersten Schätzungen rund sieben Millionen Euro. Dafür soll auf dem ¬Areal ein Kindergarten nach neuesten Maßstäben entstehen, Baubeginn könnte 2026 sein, schätzt Stadtbaumeister Tobias Hoffmann, vorher müssen diverse Verfahren abgearbeitet werden.

Sanierungsbedarf

Die Vorgeschichte des nun gefassten Grundsatzbeschlusses beschäftigt den Ortschaftsrat Unterharmersbach schon lange: Der Kindergarten „Kleine Wolke“ mit seinen 107 Plätzen in fünf Gruppen befindet sich in einem Altbau und einem Pavillon. Beide Gebäude sind sanierungsbedürftig, der Pavillon ist derart marode, dass er nicht erhalten werden kann. Die Zustände wurden im Ortschafts- und Gemeinderat schon mehrfach angemahnt.
 
Am Montag lagen für eine Verbesserung der Situation zwei Varianten auf dem Tisch des Gemeinderats. Vorbereitet und anschaulich vorgetragen von Christoph Wussler vom Biberacher Büro wwg-Architekten. Eine Variante sah den Erhalt des Altbaus vor, der über ein überdachtes Foyer mit einem Neubau verbunden werden sollte. Im Bestandsgebäude sollten vor allem Allgemeinräume wie Turnraum, Essensbereich und Kita-Verwaltung untergebracht werden, während der Neubau sechs Kindergartengruppem Ü3 und U3, beherbergen sollte. Über beide Gebäude sollte ein gemeinsames Flachdach mit leichtem Gefälle kommen.

Diese Sanierungs- und Erweiterungs-Variante würde rund 6,9 Millionen Euro kosten, hatte Wussler in seiner „Machbarkeitsstudie“ ausgerechnet. Hinzu kämen hier die Kosten für eine Containerlösung während der Bauarbeiten. Die Vorteile dieser Variante sah der Architekt in einem geringeren Neubauvolumen und damit einer größeren Freifläche. Wussler gab aber zu bedenken, dass eine Sanierung des Altbaus auch kostensteigernde „Überraschungen“ bergen könne.

Die Variante „Neubau“ berücksichtigt den Altbau nicht. Der könnte als „Reserve“ dienen, theoretisch aber auch verkauft werden. Auf der Fläche des Kindergartens würde ein komplett neuer Baukörper entstehen, der alle Bedarfe eines Kindergartens vereinigt. Der Eingang wäre beim jetzigen Wendehammer, im Erdgeschoss wären über ein Foyer Turnraum und Essbereich erreichbar, aber auch ebenerdig die U3-Gruppen, während im Obergeschoss die größeren Kinder untergebracht sind. Jedes Gruppenzimmer verfügt übrigens über eigene Nasszellen, einen Schlaf- und einen Spielbereich.

Mit viel Holz gebaut

Die Gesamtkosten für einen Neubau schätzt der Architekt auf rund sieben Millionen Euro, wobei die Kinder während der Bauarbeiten im Altbau versorgt werden könnten, es also keine Container brauche, deren Miete immerhin rund 340.000 Euro kosten würde. Für den Neubau wäre allerdings noch ein kleiner Grundstückszukauf erforderlich.

Wussler räumte ein, dass der Baukörper voluminös wird. Er wies aber auch auf Gliederungen hin, die diesen Eindruck abschwächen. Gebaut würde zudem überwiegend mit Holz. Ein kompletter Neubau erlaube eine optimale Raumaufteilung, so der Architekt, der diese Variante dem Gemeinderat empfahl.

Bei beiden Varianten spielt übrigens der Pavillon keine Rolle, er wird auf jeden Fall abgerissen. Der Architekt betonte, dass es sich um eine erste Grobplanung handle. Details oder Ausführungen könnten später noch besprochen oder je nachdem geändert werden. Das sah auch Bürgermeister Günter Pfundstein so, der auf sich oft ändernde Vorgaben vom Land hinwies. Und darauf, dass mit einem Neubau einer Ganztagskita auch die Kindergartenstrategie aller städtischen Kindergärten angepasst werden sollte.

Der Gemeinderat stimmte letztlich bei zwei Gegenstimmen für die Variante „Neubau“. Bevor die erste Erde bewegt werden kann, folgt nun noch ein europaweites Ausschreibeverfahren. Einen Wettbewerb soll es nicht geben, da dieser sehr zeitaufwendig wäre.
Die Stadt möchte in einem vereinfachten Verfahren  nach einer festgelegten Matrix Büros auswählen, die sich um die Planung bewerben. Grundlage dafür ist der Grobentwurf von wwg-Architekten, erarbeitet werden muss nun aber noch der Leistungsumfang.
 
STIMMEN AUS DEM GEMEINDERAT

Es war zwar „nur“ eine Machbarkeitsstudie, die Architekt Christoph Wussler dem Zeller Gemeinderat zum Kindergartenprojekt Unterharmersbach vorlegte, Fragen aus dem Gremium gab es allerdings schon zu diesem frühen Zeitpunkt.

Brigitte Stunder (FW) wollte wissen, ob es für einen Neubau Fördermittel gibt. Die Antwort der Verwaltung, kurz zusammengefasst: vielleicht. Stadtbaumeister Tobias Hoffmann denkt an KfW-Programme. Man wisse aber aktuell nicht, ob die aufgelegt werden. 

Sybille Nocks (Grüne Liste) Herz schlug für die Variante Neubau. Ob ein Aufzug nötig sei, fragte sie. „Ein öffentliches Gebäude muss barrierefrei sein, also eher ja“, so die Antwort des Architekten. Andrea Kuhn (FW) fand einen Aufzug realistisch, schon wegen der Inklusion. Die Ü3-Kinder sind im Obergeschoss untergebracht.

Arthur Göhl (FW) wollte wissen, ob in allen Räumen Schlafplätze sein müssen. Diese Frage trieb auch Ludwig Schütze (SPD) um. Architekt Wussler betonte, dass die Schlafplätze mit der Ganztagsbetreuung zusammenhängen: „Alle sechs Gruppen sind ganztagsfähig“. Bürgermeister Pfundstein warf ein, dass die  Entwürfe „das Optimum“ darstellen würden. Schütze fand übrigens beide Varianten gut. Bauchweh habe er, wenn das Bestandsgebäude verkauft würde. „Das könnte uns noch wertvolle Dienste leisten“, sagte er.

Auf entsprechende Nachfrage bestätigte Architekt Wussler, dass auf das große, flache Dach auch Photovoltaik kommen könnte. 

An der Neubau-Variante gab es übrigens auch Kritik, wenn auch nur vereinzelt. So meinte Stefan Kornmeier (FW), dass durch den großen Bau viel Freigelände entfalle. Das Gelände entspricht den Vorgaben, so Architekt Wussler.
 

Autor: Dietmar Ruh, Offenburger Tageblatt