Geschichten aus der Heimat

Die Stadt Zell vergab traditionell die Bildstein-Preise für besonders gelungene Schüler-Aufsätze mit heimatgeschichtlichem Bezug. 1. Preis für Lukas Brosamer aus Biberach.

Wie in jedem Jahr wurden von einer Jury wieder heimatgeschichtliche Aufsätze von Schülern der Werkrealschule bewertet und die Bildstein-Preise vergeben. Acht Arbeiten wurden eingereicht und bewertet. Mit der Würdigung der Arbeiten ist das Geschenk einer Armbanduhr verbunden, die sich die Preisträger auf Kosten der Stadt selbst aussuchen dürfen. Die Stadt lädt zudem die Preisträger, Vertreter der Schule und die Jury-Mitglieder in das Hotel-Restaurant „Sonne“ zu einem Essen ein.

In Stellvertretung für den Bürgermeister eröffnete Hannes Grafmüller die Bildstein-Runde. Er erinnerte daran, dass seit nunmehr 47 Jahren herausragende heimatgeschichtliche Aufsätze prämiert werden. Dass sie nach dem Nordracher Josef Bildstein benannt werden, hänge mit dessen großzügiger Überlassung seiner Uhrensammlung für das Storchenturm-Museum zusammen. Der Stifter habe sich gewünscht, dass im Gegenzug Schüler mit einem besonderen Beitrag zur Heimatgeschichte von der Stadt honoriert werden. Da lag es nahe, sie mit einer Uhr zu beschenken. Grafmüller zeigte sich überzeugt: „Wer aus der Vergangenheit lernt, kann die Zukunft verändern!“

Der erste Preis geht in diesem Jahr an Lukas Brosamer aus Biberach. Er widmete seine Arbeit dem letzten Fährmann über die Kinzig, dem „Schiffs-Xaveri“. Genauer gesagt liegt der Schwerpunkt bei einem tragischen Unfall, für den sich Elisabeth, die Tochter des Fährmanns verantwortlich fühlte. Es war üblich, dass sie den Vater an der Kinzig vertrat, wenn dieser verhindert war. Dieser hatte jedoch seine Stellvertreterin ermahnt, bei Hochwasser keine Überfahrten durchzuführen.

Tod in der Kinzig

Als die Tochter eines Tages vom Prinzbacher Ratschreiber trotz Hochwassers dringend gebeten wurde, ihn mit dem Boot über die Kinzig zu setzen, willigte sie ein. Dabei wurde das Boot abgetrieben. Das Mädchen konnte zwar aus dem Boot springen und sich ans Ufer retten, der Amtmann klammerte sich jedoch fest. Am Gengenbacher Wehr kam er zu Tode. Elisabeth machte sich schwere Vorwürfe und ging danach aus Schuldgefühl ins Kloster. Laudator Otmar Ritter würdigte die Arbeit von Lukas Brosamer als in gleicher Weise als sachlich wie einfühlsam.

Auch die mit einem zweiten Preis bedachte Arbeit kommt aus Biberach. David Huber hatte sich die Geschichte der Brauerei Jehle vorgenommen. Laudator Bertram Sandfuchs lobte den Schüler für seinen klaren wie auch persönlichen Stil bei der Darstellung der wechselvollen Firmengeschichte.

Den dritten Preis hat die Jury wegen der Gleichwertigkeit zweimal vergeben, nämlich an Lara Sell aus Prinzbach und Elias Prinzbach aus Unterharmersbach-Grün. Lara machte den „Tante-Emma-Laden Kromholz“ in Prinzbach zum Thema. Horst Feuer übernahm die Würdigung.

Elias Prinzbach widmete sich der Herkunft seines Vaters. Dieser stammt vom „Prinzbach-Hof“ in Mühlenbach. Der Hof liegt weit vom Ortskern entfernt auf 550 m Höhe, nahe dem Landwassereck. Zu den Besonderheiten gehören verwandtschaftliche Verbindungen in die USA. Um das Jahr 1870 suchten Angehörige der Familie Prinzbach ihr Glück in den Staaten. Die Arbeit von Elias zeige ein Beispiel für Migration aus dem Schwarzwald im 19. Jahrhundert, unterstrich Jury-Mitglied Dieter Petri das Besondere der Arbeit.

Autor: Dieter Petri, Offenburger Tageblatt