Schweizer besuchten den Rundofen Zell

"Talent zur Perfektion entwickelt"

Lob und Anerkennung von Mitgliedern des renommierten Schweizer Vereins der Keramikfreunde beim Besuch des Rundofens Zell für die Werke von Johann Schreiber.

„Diese Vase ist so wuchtig wie es mein Urgroßvater war, der hatte riesige Pranken“, mit diesen Worten beginnt Johann Baptist Schreiber die Führung seiner Keramikausstellung im Rundofen. Es ist Samstagvormittag und seine Zuhörer sind Mitglieder des Schweizer Vereins der Keramikfreunde. Dem gehören Keramiksammler, Keramikschaffende und Kunstfreunde, sowie Fachleute von Museen, Denkmalämtern, archäologischen Diensten, Hochschulen und des Kunsthandels an.

Schreiber entstammt einer alteingesessenen Zeller Hafnerfamilie. In sechster Generation hat der inzwischen 82-Jährige das Handwerk ausgeübt, ist in die Schweiz ausgewandert und gründete dort 1980 eine Firma, die Ofenkacheln und Baukeramik herstellt. Seiner Geburtsstadt blieb er eng verbunden.

Da auch Schreiber den Schweizer Keramikfreunden angehört, hat er interessierte Mitglieder zu einer Führung durch den Rundofen und dann durch seine Keramikausstellung eingeladen. Diese ist noch bis zum 27. Juni zu sehen und zeigt 100 ausgesuchte Teile seiner auf der Drehscheibe handgetöpferten Keramik.

Klare Formen

Seine eigenen Schöpfungen bestechen mit klaren Formen und selbst entwickelten, teils kunstvoll changierenden Glasuren. Wenn ein Laie fragt, wie man die Keramikteile derart symmetrisch gerundet hinbekomme, ob es Hilfsmittel gebe, antwortet Schreiber trocken: „Die Töpferscheibe ist rund und dreht sich“.

Beichtet der Laie daraufhin, er habe sich selbst einmal an eine Töpferscheibe gewagt, allerdings mit einem grusligen Ergebnis voller Dellen, so schmunzelt der Keramiker: „Da hätte ich Ihnen gesagt: Wir üben noch ein bisschen.“ Er selbst hat wohl ausführlichst geübt, in seiner breit gefächerten, Ausbildung.

Andreas Heege, Neuzeitarchäologe und Keramikspezialist sowie Christian Hörack vom Schweizerischen Nationalmuseum – beide promoviert und Mitglieder der Keramikfreunde – betonten nach dem Rundgang, "Feld-, Wald- und Wiesentöpfer gebe es viele. Schreiber jedoch ist einer mit einem ganz besonderes Talent, der dieses zur Perfektion entwickelt hat".

Offenburger Tageblatt