Zell: Abschied und Ehrungen im Gemeinderat

Sitzung am Montagabend

Der nach der Wahl am 9. Juni neue Gemeinderat hat sich am Montagabend konstituiert. Besonders gewürdigt wurden die politischen Schwergewichte Ludwig Schütze und Martin Teufel.

Der nach der Wahl am 9. Juni neue Zeller Gemeinderat hat sich am Montagabend im Kultur- und Vereinszentrum konstituiert. Bürgermeister Günter Pfundstein hatte auf große Ansprachen verzichtet, schaffte es aber trotzdem, die Verabschiedeten treffend zu beschreiben. Dies tat er in Form von Adjektiven, also Eigenschaften. Das OT setzt diese in Klammern. Stefan Stehle fehlte am Montagabend krankheitshalber. Er wird separat aus allen Gremien verabschiedet.

Jürgen Isenmann („immer messerschafe Analysen und zielorientiert“). Er war seit 2019 im Gemeinderat und ist seit 2004 im Ortschaftsrat Unterharmersbach. Dort bleibt er noch.

Gottfried Lehmann („im Gremium zurückhaltend, aber anpackend und lösungsorientiert“). Er war seit 2014 im Gemeinderat und ist seit 2004 im Ortschaftsrat Unterharmersbach. Dort bleibt er.

Lorenz Breig („gesunder Menschenverstand, grundehrlich, direkt“). Er war seit 2004 im Gemeinderat und wurde 1999 Ortsvorsteher von Oberentersbach). Dem Ortschaftsrat bleibt er erhalten.

Andrea Kuhn („immer verbindlich in der Ansage und verlässlich“). Sie gehörte seit 2009 dem Gemeinderat an, bereits seit 2004 dem Ortschaftsrat Unterentersbach und war von 2011 bis 2019 Ortsvorsteherin. Auch dort scheidet sie aus.

Martin Teufel („meinungsstark, prinzipientreu“). Er ist 1994 in den Gemeinderat gewählt worden und gehörte diesem 30 Jahre lang an.

Ludwig Schütze („erfahren, wissbegierig, gut vernetzt“). 1989 wurde er in den Gemeinderat und den Ortschaftsrat Unterharmersbach gewählt. Seit 2019 ist er Ortsvorsteher. Er zieht sich komplett zurück.

Die Geehrten

Die Liste der Geehrten für kommunalpolitisches Engagement im Gemeinderat und/oder Ortschaftsrat ist lang.

40 Jahre: Manfred Breig. Für Bürgermeister Pfundstein ist das eine unglaubliche Leistung. Manfred Breig erhielt vom Städtetag das Abzeichen in Gold mit Lorbeerkranz.35 Jahre: Ludwig Schütze und August Riehle erhielten Urkunden der Stadt. Letzterer ist seit 1989 im Ortschaftsrat Unterentersbach und war von 1999 bis 2004 Gemeinderat.

30 Jahre: Martin Teufel. Er erhielt Ehrungen vom Gemeindetag und Städtetag (Abzeichen in Gold).

25 Jahre: Lorenz Breig, Hannes Grafmüller und Bernhard Selinger. Für sie gab es je eine Urkunde des Gemeindetags.

20 Jahre: Jürgen Isenmann, Andrea Kuhn, Gottfried Lehmann, Brigitte Stunder (seit 2019 Bürgermeisterstellvertreterin) und Thomas Hoog. Sie erhielten Ehrungen vom Gemeindetag und Städtetag (Abzeichen in Silber).

15 Jahre: Max Bergsträsser (Stimmenkönig am 9. Juni), Armin Reber, Josef Willmann, Ewald Glatz (ehrenamtliche Tätigkeiten von mehreren Gemeinden werden zusammengezählt).

10 Jahre: Stefan Kornmeier, Torsten Gutmann, Stefan Huber und Matthias Bruder.

Ludwig Schütze (SPD) blickte af 35 Jahre zurück: „Leidenschaft, Herzblut und eine Vision sollte man als Stadtrat mitbringen. Für ihn war das der Bau eines Stadions, die Schwimmbad-Neugestaltung, die Wohnungspolitik, die ihm nicht gepasst habe. Die sei Dank langen Atems umgesetzt: „Aber der Traum von einer verkehrsberuhigten Innenstadt ist nicht realisiert.“ Generell habe Zell auch ohne Schuldenbremse eine sehr gesunde Finanzlage und sei für die Zukunft gut aufgestellt.

Er bat um Entschuldigung dafür, sollte er jemanden mit seinen Beiträgen verletzt haben. Er appellierte daran, die Nachsitzungskultur wieder aufleben zu lassen. „Beim gemeinsamen Bier sind die Gemüter in aller Regel wieder abgekühlt.“

Martin Teufel (Grüne Liste) sagte: „Vor 30 Jahren begann nicht nur meine Stadtratstätigkeit, es wurde auch die Grüne Liste aus der Taufe gehoben.“ Als 2011 Winfried Kretschmann Ministerpräsident wurde, habe seine erste und leider verstorbene Frau Irene ihn und Stefan Stehle zu einem Fahrradkorso durch die Stadt motiviert.

Die in 30 Jahren gewonnenen Erfahrungen seien für Martin Teufel ein Gewinn gewesen. Aber ihn störe die allgemeine Denkweise „Die da oben – wir da unten“. Er wünschte, dass mehr Bürger wählen gehen und nicht auf „billige Parolen vom rechten Rand hereinfallen“. Auch Politiker seien Menschen, spielte er auf das Grundgesetz an: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Andrea Kuhn (Freie Wähler) dankte ihrem Lebensgefährten Bernd Borho, dass er mit ihr Höhen und Tiefen durchlebt und sie gestärkt hat. In 20 Jahren sei es ihr nicht gelungen, „cooler zu werden“. Für ihre Fraktion sei sie sicher kritisierend, fordernd und ungeduldig gewesen: „Aber wir haben viel Gutes und Sinnvolles auf den Weg gebracht.“ Sie sei ein Freund der Schwarmintelligenz, trotz manch zähen Ringens habe sie den Austausch geschätzt.

Wichtig seien für die Stadt Verkehrskonzept und Jugendarbeit. Zu den neuen Räten sagte sie: „Vorkenntnisse sind zwar wichtig, doch der unverstellte Blick auf die Dinge biete Chancen. Alles, was ihr tut, hat Folgen. Alles, was ihr nicht tut, auch.“

Autor: Thomas Reizel, Offenburger Tageblatt