Zells Stadtgeschichte auf Papier

Stadtarchivar wechselt

Im Stadtarchiv Zell lagern Akten und Schriftstücke aus mehreren Jahrhunderten. Diese Schätze betreute als Stadtarchivar Dieter Petri, der nun mit Wolfgang Mössinger einen Nachfolger hat.

Insgesamt 13 Jahre lang hat Dieter Petri ehrenamtlich das historische Archiv der Stadt Zell betreut, nun gibt der 85-Jährige das Amt ab. Ein Nachfolger ist mit dem Diplomaten im Ruhestand Wolfgang Mössinger (67) aus Zell bereits gefunden. Im Rathaus verabschiedeten Bürgermeister Günter Pfundstein und Hauptamtsleiter Ulrich Reich am Mittwoch den bisherigen Stadtarchivar und begrüßten seinen Nachfolger .

Dieter Petri hatte die ehrenamtliche Betreuung des historischen Archivs der Stadt von Franz Breig übernommen. „Franz Breig hat sich viele große Verdienste erworben und ich habe ein geordnetes Archiv vorgefunden“, würdigte Petri die Arbeit seines Vorgängers. In Petris Zeit als ehrenamtlicher Stadtarchivar fielen zwei Umzüge des Archivs, das jetzt im Keller des Rathausanbaus seine Heimat gefunden hat.

Rund 300 Meter Akten aus mehreren Jahrhunderten lagern hier, darunter Rechnungen der Stadtkasse, Bauakten für öffentliche Gebäude aber auch Fotos und historische Ratsprotokolle. Das älteste und wertvollste Protokoll stammt aus dem Jahr 1583 und ist handgeschrieben, berichtet Petri stolz. „Nachschub“ fürs historische Archiv gibt es, wenn die Aufbewahrungsfrist für Verwaltungsakten ausläuft. Dann entscheidet unter anderem der Stadtarchivar mit, was davon aufgehoben werden soll.

Dieter Petri war in den 13 Jahren nicht täglich im Archiv, das zu seiner Zeit vor allem im Keller der Alten Kanzlei untergebracht war. „Es ist ein Ehrenamt nach Bedarf“, beschreibt Petri. Bedarf bestand zum Beispiel bei den Umzügen oder aber, wenn jemand etwas Bestimmtes aus vergangenen Zeiten gesucht hat. Da steht der Stadtarchivar beratend zur Seite. Bei der Suche nach alten Schriftstücken helfen so genannte „Findbücher“, eine Art Inhaltsangabe des Archivs.

Handschriftlich

Wurde man fündig, sorgten meist Handyfotos dafür, dass die Information mitgenommen werden konnte, die wertvollen Akten aber an Ort und Stelle blieben. Das damals verwendete Papier ist übrigens auch nach Jahrhunderten noch in gutem Zustand, der Inhalt gut lesbar, verrät Dieter Petri. Allerdings stellt manche Handschrift in altdeutscher Sprache den Betrachter vor Herausforderungen, räumt er ein.

Wolfgang Mössinger musste nicht lange überlegen, als Dieter Petri ihn als Nachfolger ins Spiel brachte. Er ist selbst an der Geschichte Zells interessiert, ist Mitglied des Historischen Vereins.

Wolfgang Mössinger war unter anderem Generalkonsul in Edinburgh. Nachdem er von 2012 bis 2015 als Ständiger Vertreter in der Botschaft Baku beschäftigt war und von 2015 bis 2019 Generalkonsul von Donezk mit Dienstsitz in Dnjepropetrowsk, war er von 2019 bis 2023 Generalkonsul in Chicago. Seit dem vergangenen Jahr ist er Ruheständler, hat also auch Zeit fürs Zeller Archiv.

Mössinger sieht seine ehrenamtliche Tätigkeit als Dienstleitung, das Aufheben wichtiger Dokumente sollte nicht abreißen, sagt er. „Es ist eine Quelle für Informationen“, so Mössinger, der die historischen Schätze auch für junge Leute interessant machen und hierfür auch mit der Schule zusammenarbeiten möchte. Und Mössinger hat auch noch einen Appell an die Zeller Vereine: „Wenn ein Verein Jubiläum feiert, gibt es meist eine Festschrift mit der Historie des Vereins. Es wäre schön, wenn diese dann auch ihren Weg ins Stadtarchiv finden würde“.

Autor: Dietmar Ruh, Offenburger Tageblatt